Geregeltes Handwerk

Das Handwerk in Deutschland umfasst 130 Berufe. Nicht die Betriebsgröße, Unternehmensart oder Umsatz sind für die Zugehörigkeit zum Handwerk entscheident, sondern die Handwerksordnung legt fest welche Berufe zum Handwerk gehören.

Die Handwerksordnung (HwO) ist ein zentrales Gesetz in Deutschland, das die rechtlichen Rahmenbedingungen für das Handwerk regelt. Sie wurde am 1. Januar 1953 eingeführt und bildet die Grundlage für die Organisation, den Betrieb und die Ausübung von Handwerksberufen. Ihre Regelungen sind sowohl für die Handwerksbetriebe als auch für die Handwerker von großer Bedeutung.

Ziel und Zweck der Handwerksordnung

Das Hauptziel der Handwerksordnung besteht darin, die Qualität und die Standards im Handwerk zu sichern. Dies geschieht durch die Festlegung von Ausbildungs- und Prüfungsverfahren sowie durch die Definition von Voraussetzungen zur Führung eines Handwerksbetriebs. Gleichzeitig soll die Handwerksordnung einen fairen Wettbewerb im Handwerkssektor gewährleisten und die Rechte sowie Pflichten der Handwerker klar umreißen.

Gliederung des Handwerks

Die HwO unterscheidet zwischen verschiedenen Arten von Handwerksberufen. Diese sind in drei Hauptkategorien unterteilt:

Zulassungspflichtige Handwerke: Um einen Betrieb in diesen Berufen führen zu dürfen, ist eine Meisterprüfung erforderlich. Dazu zählen Berufe wie Tischler, Elektriker und Mechaniker. Diese Berufe sind in der Anlage A der HwO aufgeführt.

Zulassungsfreie Handwerke: Hierzu gehören Berufe, die keine Meisterprüfung erfordern, wie zum Beispiel Geigenbauer oder Holz- und Bautenschützer. Dennoch müssen bestimmte gewerbliche Anforderungen beachtet werden. Der Meistertitel als Qualtätsmerkmal kann freiwillig erworben werden.

Handwerksähnliche Gewerbe: Für die in der Anlage B2 aufgeführten Berufe ist keine Qualifikation erforderlich.

 Die Anlagen A, B1 und B2 zur Handwerksordnung finden Sie hier.

Meisterpflicht

Ein zentraler Aspekt der Handwerksordnung ist die Meisterpflicht. Nur wer eine Meisterprüfung abgelegt hat, ist berechtigt, ein handwerkliches Gewerbe selbstständig zu führen. Die Meisterprüfung umfasst sowohl theoretische als auch praktische Komponenten und stellt sicher, dass der Meister über die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügt, um qualitativ hochwertige Arbeit zu leisten und Lehrlinge auszubilden.

Diese Regelung dient nicht nur dem Schutz der Verbraucher, sondern auch der Wahrung des Rufs des Handwerks. Handwerksbetriebe, die Meisterbetriebe sind, genießen zudem Vorteile bei der Auftragsvergabe und im Wettbewerb.

Ausbildungsordnung

Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Handwerksordnung ist die Regelung zur Berufsbildung und Ausbildung im Handwerk. Die HwO legt fest, welche Ausbildungsinhalte in den verschiedenen Handwerksberufen vermittelt werden müssen. Zudem sind die Prüfungsordnungen für die Gesellen- und Meisterprüfungen klar definiert. 

Diese Struktur sorgt dafür, dass die Ausbildungsqualität hoch bleibt und die Berufsausbildung den Bedürfnissen des Marktes entspricht. Die duale Ausbildung, die sowohl praktische als auch theoretische Elemente umfasst, ist ein wichtiger Faktor für die hohe Wertschätzung von Handwerksberufen in Deutschland.

Handwerkskammern

Die Handwerksordnung regelt auch die Gründung und die Aufgaben der Handwerkskammern. Diese Körperschaften des öffentlichen Rechts sind für die Interessenvertretung der Handwerksbetriebe zuständig. Sie übernehmen zahlreiche Aufgaben, darunter:

Beratung und Unterstützung von Handwerkern bei rechtlichen und wirtschaftlichen Fragestellungen.
Organisation von Prüfungen für Gesellen und Meister. Förderung der Weiterbildung und Qualifizierung von Handwerkern.

Die Handwerkskammern spielen eine entscheidende Rolle bei der Sicherstellung der Qualität und der Wettbewerbsfähigkeit der Handwerksunternehmen.

Wettbewerbsrechtliche Bestimmungen

Um einen fairen Wettbewerb zu gewährleisten, enthält die Handwerksordnung auch wettbewerbsrechtliche Bestimmungen. Diese Regeln verbieten unlautere Geschäftspraktiken, um sicherzustellen, dass alle Handwerksbetriebe die gleichen Chancen auf dem Markt haben. Dazu gehört beispielsweise das Verbot von Preisabsprachen oder irreführenden Werbung. 

Aktuelle Entwicklungen

In den letzten Jahren gab es immer wieder Diskussionen und Anpassungen der Handwerksordnung. Besonders die Digitalisierung und die Veränderungen in der Arbeitswelt haben Einfluss auf die handwerklichen Strukturen und Ausbildungsformen. E-Learning und digitale Tools gewinnen zunehmend an Bedeutung, was auch neue Anforderungen an die Handwerksberufe stellt. Die Gesetzgeber arbeiten daran, die Handwerksordnung zukunftssicher zu gestalten und an die sich verändernden Bedingungen anzupassen.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Handwerksordnung ein fundamentales Gesetz für das deutsche Handwerk darstellt. Sie sorgt für Qualität, Sicherheit und Fairness in der Branche und ist somit ein wichtiger Pfeiler für die Berufsausbildung sowie die Wettbewerbsfähigkeit der Handwerksbetriebe. Mit ihren klaren Regelungen und Vorgaben trägt sie entscheidend zu einem stabilen und leistungsfähigen Handwerkssektor bei, der für die Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland unverzichtbar ist. 

Die fortlaufenden Entwicklungen und aktuellen Herausforderungen zeigen, dass die Handwerksordnung kontinuierlich angepasst werden muss, um auch künftig den Anforderungen des Marktes und der Gesellschaft gerecht zu werden.


 

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