Aus- und Weiterbildung
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Fachkräfte werden immer gebraucht. - Nach drei Jahren Ausbildung zum Tischler oder Schreiner stehen einem alle Möglichkeiten offen.

Eine Tradition des Handwerks

Die Walz, auch „Gesellenwanderung“ genannt, ist eine jahrhundertealte Tradition, in der frisch ausgebildete Handwerksgesellen nach ihrer Lehrzeit auf Wanderschaft gehen. Diese Praxis diente ursprünglich dazu, dass die Gesellen ihr erlerntes Wissen und Können erweitern, neue Techniken erlernen und interkulturelle Erfahrungen sammeln konnten. In diesem Aufsatz möchte ich die geschichtlichen Wurzeln, den Verlauf und die Bedeutung der Walz im modernen Kontext erläutern.

Geschichtlicher Hintergrund der Walz

Die Tradition der Walz lässt sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen. Bereits im 12. und 13. Jahrhundert wurde sie von den Handwerkszünften vorgeschrieben. Diese Zünfte waren Organisationen, die die Interessen der Handwerker vertraten und Qualitätsstandards sicherstellten. Eine der Bedingungen für die Aufnahme als Meister in eine Zunft war es damals, dass der Geselle nach seiner Lehrzeit auf Wanderschaft ging. So sollte sichergestellt werden, dass er ausreichend Erfahrung gesammelt hatte und nicht nur in seinem heimatlichen Umfeld tätig war.

Aber nicht nur die berufliche Weiterbildung spielte hier eine Rolle; die Walz diente auch als eine Art „Reifeprüfung“. Der junge Geselle musste beweisen, dass er in der Lage war, allein zu reisen, sich durchzuschlagen und zu arbeiten. Die Walz war damit auch ein Test für Selbstständigkeit und Durchhaltevermögen.

Regeln und Rituale der Walz

Die Walz ist streng reglementiert und mit zahlreichen Ritualen verbunden. Zu den wichtigsten Regeln gehört, dass der Geselle während dieser Zeit keinen Kontakt zu seinem Heimatort haben darf. In der Regel dauert die Walz mindestens drei Jahre und einen Tag. Während dieser Zeit darf der Geselle keine festen Bindungen eingehen und muss sich seinen Lebensunterhalt selbst verdienen.

Ein weiteres charakteristisches Merkmal der Walz ist die, auch „Kluft“ genannt, die der wandernde Geselle trägt. Diese besteht meist aus einer schwarzen oder blauen Schlaghose, einem Hemd, einer Weste und einem Hut. Die Kluft symbolisiert nicht nur die Zugehörigkeit zur Tradition, sondern schützt den Gesellen auch vor unerwünschten Bekanntschaften, da seine Herkunft und sein Status sofort erkennbar sind.

Zu Beginn der Walz wird der Geselle in einem feierlichen Akt „frei gesprochen“, also von den Pflichten und Rechten seines Lehrverhältnisses entbunden. Danach erhält er ein Wanderbuch, in dem jede seiner Stationen und die dort geleisteten Arbeiten eingetragen werden. Dieses Buch dient als Nachweis seiner Tätigkeit und Erfahrung.

Der Ablauf der Walz

Während der Walz reist der Geselle von Ort zu Ort und bietet seine Dienste verschiedenen Meisterbetrieben an. Dies ermöglicht ihm, unterschiedliche Arbeitsmethoden und -techniken kennenzulernen und sich weiterzubilden. In vielen Fällen entstehen dabei wertvolle Kontakte, die dem Gesellen später in seiner Karriere nützlich sein können.

"Die Unterkunft und Verpflegung muss sich der Geselle oft selbst organisieren."

In einigen Städten und Regionen gibt es jedoch spezielle Herbergen, sogenannte „Handwerkerhäuser“, die freien Gesellen gegen eine geringe Gebühr Unterkunft bieten. Zudem existieren Hilfsvereine, die wandernde Gesellen unterstützen. 

Ein zentrales Element der Walz ist die Solidarität unter den Handwerkern. Es ist üblich, dass wandernde Gesellen von ihren Kollegen unterstützt werden - sei es finanziell, durch die Vermittlung von Arbeit oder durch praktische Hilfe.

Die Walz im modernen Kontext

In der heutigen Zeit hat die Walz nichts von ihrer Faszination und Bedeutung verloren. Allerdings hat sie sich in einigen Aspekten verändert. Zum einen ist sie nicht mehr verpflichtend, sondern freiwillig. Dennoch entscheiden sich viele junge Handwerker bewusst für diese Tradition, um ihre Fähigkeiten zu erweitern und neue Erfahrungen zu sammeln.

Ein weiterer wichtiger Unterschied ist die internationale Ausrichtung der modernen Walz. Früher war die Wanderschaft auf das eigene Land und benachbarte Regionen beschränkt. Heute nutzen viele Gesellen die Möglichkeit, weltweit zu reisen und in anderen Kulturen zu arbeiten. Dies bringt nicht nur berufliche, sondern auch persönliche Vorteile mit sich. Die Gesellen lernen Fremdsprachen, interkulturelle Kompetenzen und erweitern ihren Horizont.

Zudem spielen moderne Kommunikationsmittel eine wichtige Rolle in der Walz von heute. Das Internet und soziale Medien ermöglichen es den wandernden Gesellen, sich besser zu vernetzen und Unterstützung zu finden. Dies erleichtert die Organisation der Reisen und sorgt dafür, dass die Tradition auch in einer globalisierten Welt Bestand hat.

Die Bedeutung der Walz für das Handwerk

Die Walz trägt wesentlich zur Qualitätssicherung und Weiterentwicklung des Handwerks bei. Durch den Austausch von Wissen und Techniken zwischen verschiedenen Regionen und Ländern kommt es zu einer stetigen Verbesserung der handwerklichen Fähigkeiten. Darüber hinaus fördert die Walz die Kreativität und Innovation im Handwerk, da die Gesellen neue Ansätze und Lösungswege kennenlernen.

Auch der soziale Aspekt der Walz ist nicht zu unterschätzen. Die Wanderschaft stärkt den Zusammenhalt innerhalb der Handwerker-Community und trägt zur Identitätsbildung bei. Sie vermittelt Werte wie Eigenverantwortung, Durchhaltevermögen und gegenseitige Unterstützung, die auch im späteren Berufsleben von großer Bedeutung sind.

Letztlich ist die Walz ein Symbol für die Lebendigkeit und Tradition des Handwerks. Sie zeigt, dass Handwerk mehr als nur ein Beruf ist – es ist eine Lebensweise, die Generationen verbindet und die kulturelle Vielfalt Europas widerspiegelt.

Fazit

Die Walz ist eine beeindruckende Tradition, die trotz ihres hohen Alters nichts von ihrer Relevanz und Faszination eingebüßt hat. Sie verbindet berufliche Weiterbildung mit persönlicher Reifung und interkulturellem Austausch. Für viele junge Handwerker stellt die Walz eine einzigartige Möglichkeit dar, ihren Horizont zu erweitern und wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Gleichzeitig trägt sie zur Bewahrung und Weiterentwicklung des Handwerks bei und fördert den Zusammenhalt innerhalb der Handwerksgemeinschaft. In einer zunehmend globalisierten Welt bleibt die Walz ein wichtiges kulturelles Erbe, das auch in Zukunft viele junge Menschen inspirieren wird.


 

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